In einer Zeit, in der Menschen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit legen, haben viele Mode und andere Marken begonnen, sich als umweltfreundlich zu positionieren. Doch nicht alles, was grün „wirkt“, ist auch nachhaltig.
„Greenwashing“ – also das bewusste oder unabsichtliche Täuschen, bei dem auch Unternehmen oft selbst nicht vollständig verstehen, wie wenig nachhaltig ihre Prozesse tatsächlich sind, oder das Ausnutzen des mangelnden Fachwissens der Verbraucher durch übertriebene oder falsche ökologische Versprechen – ist leider weit verbreitet!
Hier ist eine Checkliste, um ein wirklich nachhaltiges Modelabel zu erkennen und Greenwashing zu vermeiden:
1. Transparente Lieferketten:
Ein wirklich nachhaltiges Modelabel sollte offen und transparent über seine Lieferketten kommunizieren. Achte also auf folgende Punkte:
Offenlegung der Lieferanten: Nennen sie die Fabriken und Lieferanten.
Herkunft der Rohstoffe: Wird angegeben, woher die Rohstoffe stammen (z. B. die Baumwolle, Wolle, Leder, und andere Materialien).
Einhaltung des Lieferkettengesetzes: In Deutschland regelt das Lieferkettengesetz die Verantwortung von Unternehmen für die Achtung von Menschenrechten und Umweltschutzstandards entlang ihrer gesamten Lieferkette. Hat das Unternehmen diesbezüglich Maßnahmen ergriffen?
Unternehmen müssen Risiken wie Zwangsarbeit, Kinderarbeit oder Umweltverschmutzung in ihrer Lieferkette minimieren und transparent darüber berichten. Ein nachhaltiges Modelabel wird dies offenlegen und Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen und ökologischen Bedingungen in seinen Lieferketten darlegen.
2. Lokale Produktion und faire Arbeitsbedingungen
Labels, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, produzieren oft lokal oder in Ländern mit strengen sozialen und ökologischen Standards. Lokale Produktion reduziert den CO2-Fußabdruck, indem lange Transportwege vermieden werden.
Faire Löhne und Arbeitsbedingungen: Werden in den Produktionsstätten faire Löhne gezahlt? Gibt es Hinweise auf sichere Arbeitsbedingungen?
Soziale Verantwortung: Unterstützt das Label lokale Gemeinschaften oder fördert es regionale Wirtschaftskreisläufe?
3. Zertifizierungen und Siegel
Zertifikate sind eine gute Möglichkeit, die Glaubwürdigkeit von Nachhaltigkeitsversprechen zu überprüfen. Achte auf vertrauenswürdige Siegel, die von unabhängigen Organisationen vergeben werden. Hier sind einige der wichtigsten:
IVN Best: Das Siegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN) ist das ökologisch strengste Siegel am Markt. Es reguliert die gesamte textile Kette für Naturfasern vom biologischen Anbau bis zum Endprodukt. Synthetikfasern sind ausgeschlossen, weil sie viel Energie und nicht erneuerbare Rohstoffe verbrauchen.
GOTS (Global Organic Textile Standard): Zertifiziert biologische Textilien.
Fair Trade: Stellt sicher, dass Arbeiter in Entwicklungsländern faire Löhne und sichere Arbeitsbedingungen haben.
Ein wahrhaft nachhaltiges Modelabel wird mehrere dieser Zertifikate vorweisen können, während Unternehmen, die „Greenwashing“ betreiben, oft auf unwichtige oder weniger Umfassende Siegel setzen wie z.B.:
OEKO-TEX® Standard 100: Ein sehr geringer Standart. Das Siegel prüft nur auf Schadstoffrückstände im Endprodukt. Für Herstellung und Umweltschutz macht Oeko-Tex Standard 100 keine Auflagen.
Bluesign®: Bluesign regelt sehr umfassend die Chemikalienrisiken für die gesamte Herstellungskett - jedoch im Gegensatz zu GOTS gibt es keine Grenzwerte oder Abwassertests um die Umweltbelastung zu überprüfen.
Cradle to Cradle: Produkte werden nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft entworfen, um Abfall zu vermeiden. Jedoch für den Vernbaucher schwierig durchzublicken, da es gibt fünf Zertifizierungsstufen gibt: Basic, Bronze, Silber, Gold und Platin.
Multistakeholder-Siegel für Baumwolle: Haltet euch auch am besten von diesen Siegeln fern - wie z.B. „BCI“, „Cotton Made in Africa“, „Gut gemacht“ => z.B. in Tchibos Gut-Gemacht-Produkten wird Baumwolle von Cotton Made in Africa genutzt deren Baumwolle nicht bio ist, wenn auch nach ökologischen Standards besser als konventionelle Baumwolle.
4. Materialauswahl:
Die Materialien, die ein Label verwendet, spielen eine entscheidende Rolle für die Nachhaltigkeit:
Natürliche und innovative Materialien: Wird auf nachwachsende und biologisch abbaubare Materialien wie Biobaumwolle, Hanf oder TENCEL gesetzt?
Chemikalienarme Produktion: Werden im Produktionsprozess schädliche Chemikalien vermieden? Besonders auch im Druck / Printbereich.
Materialtransparenz: Gute Marken geben klar an, aus welchen Materialien ihre Kleidung besteht. Achte auf eine saubere und vollständige „Textilkennzeichnung“ auf dem Label der Kleidungsstücke, denn oft ist auch ein hoher Polyesteranteil in „BioBaumwoll-Kleidungsstücken“ zu erkennen.
5. Langlebigkeit und Kreislaufwirtschaft
Ein nachhaltiges Modelabel denkt über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts nach:
Hohe Qualität und Langlebigkeit: Die Kleidungsstücke sind so entworfen, dass sie länger halten und nicht nur einer Saison entsprechen.
Reparaturdienste oder Recyclingprogramme: Bietet das Label Reparaturmöglichkeiten oder Programme zur Rückgabe alter Kleidung an, um diese wieder zu verwerten? => Siehe NudieJeans.
Kreislaufwirtschaft: Verfolgt das Label Ansätze der Kreislaufwirtschaft, bei der Kleidung so produziert wird, dass sie nach Gebrauch vollständig recycelbar ist?
6. Vermeidung von Greenwashing
Greenwashing ist leider oft schwer zu erkennen, aber hier sind einige Warnzeichen:
Vage Begriffe ohne konkrete Maßnahmen: Wenn z.B. ein Label häufig Begriffe wie „umweltfreundlich“, „grün“ oder „nachhaltig“ verwendet, ohne genaue Maßnahmen oder Zertifizierungen zu
Fehlende Transparenz: Unternehmen, die ihre Lieferketten, Arbeitsbedingungen oder Produktionspraktiken nicht offenlegen, haben möglicherweise etwas zu verbergen.
Mangelnde Details zu Materialien und Herkunft: Achte darauf, ob das Label konkrete Angaben zu den verwendeten Materialien und deren Herkunft macht. Wenn keine Details vorhanden sind, könnte dies ein Hinweis auf Greenwashing sein.
Marketing über Tatsachen: Wenn das Label mehr in Werbung und PR als in tatsächliche nachhaltige Praktiken investiert, sollten die Alarmglocken läuten.
Fazit:
Ein wirklich nachhaltiges Modelabel setzt auf Transparenz, faire Arbeitsbedingungen, umweltfreundliche Materialien und kreislauforientierte Produktionsweisen. Zertifikate, die Einhaltung des Lieferkettengesetzes und die Vermeidung von Greenwashing sind entscheidende Indikatoren, um sicherzustellen, dass ein Label wirklich zu einer nachhaltigeren Modeindustrie beiträgt.
Wenn Du diese Checkliste verwendest, kannst du fundierte Entscheidungen treffen und nachhaltige Mode unterstützen, die Mensch und Umwelt respektiert.
Quellen:
Zertifikate: https://www.greenpeace.de/sites/default/files/publications/e01211-greenpeace-chemie-einkaufsratgeber-textil-siegel-2018.pdf
Lieferkettengesetz: https://www.gesetze-im-internet.de/lksg/
Kreislauf / Umweltfreundliche Materialien: https://www.tencel.com/b2b/de/technologies/refibra-technology
Bilder: Fotos von KAMAL IG: https://www.pexels.com/de-de/foto/arbeiten-arbeitnehmer-arbeiter-arbeit-19619013/ https://www.pexels.com/de-de/foto/arbeiten-arbeitnehmer-arbeiter-arbeit-19619013/